Mit 19 Jahren dachte ich mir: "Hey. Du willst nicht dein ganzes Studium von zuhause aus verbringen, aber so richtig weit weg möchtest du auch nicht!" Also hab ich locker flockig meine exakt sieben Sachen gepackt, viel mehr war es wirklich nicht, und bin mit Stock und Hut in die nächste große Stadt gepilgert. Da mein Zimmer in unserer Wohngemeinschaft nicht gerade recht groß war mit wahnsinnigen zehn Quadratmetern, hätte sowieso keine achte Sache herein gepasst. Da ich einen Einbauschrank hatte, habe ich auch praktischerweise keine Möbel gebraucht. Deswegen besitze ich bis heute nur ein Bett, einen Nachttisch, zwei Kommoden und einen Schminktisch. Läuft bei mir. Ist ganz nett nicht bei jedem Umzug einen riesigen Schrank auf und abbauen zu müssen. Nach circa 2.500 Wohnungsbesichtigungen im Wohnungssuche-Paradies Köln haben wir dann einen echten Glückstreffer gelandet.
Meine erste Wohnung war in Lindenthal, auch liebevoll Lindentree-Valley von uns genannt. Wenn man in meine Wohnung gelangen wollte, musste man nur circa 10.000 Treppenstufen gen Himmelstor steigen und wenn man oben ankam, hatte man das Gefühl man klopft wirklich schon an die Himmelspforte. Ich muss sagen, ich war noch nie Teilnehmer einer Schlacht, aber ich stelle es mir so vor wie meinen Umzugstag. Ich fürchte die Schlacht bei Waterloo war entspannter für Napoleon als unser Umzug für uns. Morgens um 10 Uhr ging es in Erftstadt los. Das war noch ganz chillig soweit, weil mein ganzer Kram schon in der Garage zur Abholung bereit stand. Also mit Schwung alles in den Transporter geschmissen und los geprescht nach Köllefornia.
Im sonnigen Köllefornia stand Lena schon fröhlich winkend mit Brötchen-Tüte parat und dann ging es los. Die Temperaturen waren gegen 12 Uhr schon bedenklich hoch angestiegen und wenn man nur gekaut hat, war das schon zu viel Bewegung um nicht ins Schwitzen zu kommen. Es waren zwar eigentlich nur 30°C, aber geht ihr mal fünfzig mal fünf Etagen mit Ballast in Form von Umzugskisten und Müllsäcken voller Wäsche. Das war schön. Schön sportlich. Heiß und schweißtreibend ohne Ende. Eine Maxi-Packung Eis vom Rewe besorgen war nach gewisser Zeit unausweichlich.
Um circa 15 Uhr hatten wir meinen Kram tatsächlich auch schon fertig ins Dachgeschoss-Loft ohne Aufzug gekarrt. Dann kam erst der LKW (mit Lenkradsperre natürlich) von meinem (polnischen) Mitbewohner an. Er ist ein alter Schulfreund aus meinem Abiturjahrgang. Seine Möbel waren zu einem großen Teil faszinierend schwer, und eben nicht nur aus schwedischen Press-Spanplatten gemacht, zur super-großen Freude von allen schleppenden Helferleins. Da wir schon vor dem Einzug renoviert haben - ebenfalls bei den sommerlichsten Temperaturen, die Deutschland zu bieten hat - nahm die Wohnung wenige Tage nach dem Einzug der Möbel auch direkt deutlich Form an. Paar mal noch zu meinem schwedischen Lieblingsmöbelgeschäft und fertig.
Habe mich sehr schnell eingelebt in den neuen schrägen vier Wänden und fühlte mich eigentlich immer zuhause. Es war egal, dass man an der Spüle nicht gerade stehen konnte wegen der Schräge, dass es immer reingeregnet hat, wenn man den Regen zu spät bemerkte, dass die Küche mit Industrie-Noppen-PVC ausgelegt war statt mit Laminat oder Fliesen, und dass man über dem Waschbecken keinen vernünftigen Spiegel aufhängen konnte, weil dort auch eine Schräge war.
Deine Seite gefällt mir echt gut, mach weiter so! Du hast Talent zu schreiben und ich hoffe, dass ich auch in der Zukunft was von dir lese. :-)
AntwortenLöschenDas freut mich! Danke sehr! Ich weiß nicht wie regelmäßig ich auf super lange Sicht bloggen werde, aber ich habe so viel Spaß dran, dass noch einiges kommen wird, gehe ich von aus :-)
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